Erfahrene Gemüsegärtner mit herkömmlichen Beeten schauen mich immer ungläubig an, wenn wir darüber sprechen, dass Kartoffelanbau auch im GG möglich ist und gut klappt. Wenn Blicke sprechen könnten, würden sie so etwas sagen wie: „Mädchen, das kann doch gar nicht gehen auf nur 30×30 cm und bei nur 15 cm Tiefe? Viiiel zu untief…!“

Ich antworte den Blicken dann unverblümt: „Probiert es aus und lasst mich wissen wie es funktioniert hat!“ Ich streite mich doch nicht mit Profis. Da ziehe ich Pragmatismus vor: Versuch macht – auch hier wieder einmal – (hoffentlich) schlau 🙂

In unseren Köpfen scheint jedenfalls die Information einbetoniert zu sein, dass Pflanzen viel Raum nach unten benötigen. Dem ist aber nicht kategorisch so. Wenn Gemüsepflanzen in einem hochwertigen und nährstoffreichen Substrat von 15 cm Tiefe stehen, wachsen sie vielleicht anders (z.B. werden Möhren einfach dicker statt länger) aber die Ernte bzw. der Ernteertrag ist davon unberührt.

Das Beispiel der Kartoffeln finde ich besonders anschaulich. Begeisterte GGler in Holland haben es mal bei Kartoffelbauern recherchiert mit dem Ergebnis, dass ein Gemüsebauer, der Kartoffeln nach der traditionellen Methode in Reihen anbaut, ca.3,5 kg Kartoffeln pro Quadratmeter (m²) erntet. Im GG-Kasten erntest du aus einem Feld von 30x30cm etwa 1,5 kg Kartoffeln. Wenn du deiner Kartoffelaufzucht im GG also ein paar Felder oder gar einen ganzen Kasten widmest, kommen selbst echte „Kartoffelfreaks“ auf ihre Kosten!

 

Vorgehensweise

Idealerweise benutzt du die Felder in der Mitte deines Beetkastens für die Kartoffelzucht. Verwende entweder Setzkartoffeln aus dem Gartencenter oder eigene Kartoffeln mit Ausläufern (Keimlingen). Persönlich muss es für mich keine teure Setzkartoffel aus dem Gartencenter sein. Wer mir schon etwas länger folgt weiß, dass ich es gerne so unkompliziert wie möglich mag – für alles andere habe ich bei meinem proppevollen Alltag kaum Zeit…Kartoffeln mit Ausläufern kriegst du selber ganz leicht hin indem du ein paar alte Kartoffeln in eine Dose mit GG-Substrat setzt und keimen lässt.

Schneide die Kartoffeln im Folgenden in Stücke und setze jeweils 2 Stücke mit Ausläufern so tief es geht in ein Feld deines Kastens. Von Mitte März bis Mitte Mai ist die beste Zeit dafür. Nach dem Setzen beginnen die Keime unterirdisch rasch zu wachsen. Nach gut einer Woche erscheint schon das erste Blatt.

TIPP 1: Schatten mögen Kartoffeln nicht! Für gutes Gedeihen benötigen sie viel Sonne und regelmäßig Wasser.

Einfacher geht’s doch kaum, oder?

 

Ernte

Irgendwann im Juni sollten die Kartoffelpflanzen zu blühen beginnen. Zu diesem Zeitpunkt hängen bereits kleine, junge Kartöffelchen an ihnen, die du im Prinzip schon ernten kannst.

TIPP 2: Für größere Kartoffeln wartest du einfach bis die Pflanze gelb wird und abstirbt. Das sollte im Juli/ August der Fall sein.

Keine Panik also wenn die Pflanze keinen guten Eindruck mehr im Beetkasten macht – das ist dein Startschuss fürs Buddeln im Beetkasten!
Eine Ernte, die auch den Junggärtnern Spaß macht: Beinahe wie bei der Schatzsuche… nur ohne Goldtaler 🙂

Das Ergebnis jedenfalls kann sich sehen lassen: 1,6 kg aus nur einem Feld meines Beetkastens von 30×30 cm bei 15 cm Tiefe. Da haben die „alten Gemüsegarten-Hasen“ aber Augen gemacht! Das kann ich dir sagen….Ich selber übrigens auch 🙂

Überzeuge dich selbst – einer meiner Nachwuchs-Gärtner im Hause hat das Erntespektakel 2018 live festgehalten:

 

Lecker waren sie übrigens auch, meine eigenen Kartoffeln. Und wunderschön sind die Pflanzen im meinem Beetkasten gewachsen. Obendrein haben sie nicht nur Gaumen und Auge verzückt sondern waren auch ein echter Magnet für die Bienen – und das alleine ist sicher schon ein Grund, auch in diesem Jahr wieder unter die Kartoffelzüchter zu gehen.

Lust auf dein eigenes erstes Kartoffel-Experiment? Dann mach mit!

Ich freu mich auf deine Erfahrungen als Kartoffelpionier 🙂

Deine

Sig Uta